Innerhalb großer geschichtlicher Zeiträume, stellt Walter Benjamin fest, verändert sich mit der gesamten Daseinsweise der menschlichen Kollektiva auch die Art und Weise ihrer Sinneswahrnehmung. Das Sehen eignet sich dazu, die geschichtliche Veränderung eines spezifischen sinnlichen Modus darzustellen, wie sie durch wach-sende Anforderungen an den Wahrnehmungsapparat verursacht wird. Der Bestand an Bildern wuchs mit den technischen Produktionsfortschritten. Bereits für die frühe Neuzeit (Dürer, Raffael) lässt sich eine nahezu explosionsartige Vermehrung der visuellen Angebote konstatieren, um sich dann seit der industriellen Revolution ex-ponentiell zu steigern. Die Auswirkungen, welche die wachsende Bilderflut auf den Wahrnehmungsapparat haben, können an formalen Charakteristika von Bildern un-terschiedlicher Epochen abgelesen werden.
lehrt am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover. Arbeitsgebiete: Soziologische Theorie, Kultursoziologie und Mediensoziologie.